Zukunftskongress Alsergrund: ein voller Erfolg

Gute Stimmung, voller Festsaal auf der alten WU, motivierende und inspirierende Reden und viele großartige Ideen und Visionen machten den Grünen Zukunftskongress zu einem erfolgreichen Auftakt und zu einem großartigen Erlebnis. Insgesamt 100 Personen fanden am sonnigen Samstag am 3. Juni den Weg in den Festsaal der alten WU. Von jung bis alt waren alle Altersgruppen vertreten und zeigen damit ganz deutlich, dass es viele interessierte Alsergrunder:innen gibt, die sich Gedanken um die Zukunft zu ihrem Grätzl machen.

DER Stillstand am Alsergrund MuSS ENDEN

Eröffnet wurde der Zukunftskongress vom Moderator Guido Schwarz von der Grünen Wirtschaft. Darauf folgte der erste Input von Josefa Molitor-Ruckenbauer, Sprecherin Grüne Alsergrund. In ihrer Rede beschrieb sie den derzeitigen Stillstand am Alsergrund und das viel zu wenig für den Umbau des Bezirkes in Zeiten der Klimakrise passiert.

Sie zeichnete die Vision eines grünen Alsergrund und was es dafür braucht: “Wir wissen, dass die lokale Antwort auf die Klimakatastrophe kurze Wege lautet. Dass es kein Luxusproblem ist, wenn Kinder mit dem Fahrrad sicher in die Schule kommen. Wir wissen auch, dass Bäume kühlen. Wir wissen auch, wie wichtig die Geschäfte, lokale Galerien und Kaffees sind, um Menschen zusammenzubringen. Und wir wissen, dass konsumfreie Zonen, Bänke und Tische den Zusammenhalt fördern. Wir wollen mit dem Zukunftskongress den Startschuss für regelmäßigen statt einmaligen Austausch bieten. Eine Plattform für grüne Ideen und Veränderungen bei uns im Bezirk. Für alle Menschen, die das wollen. Denn wir haben jetzt und heute die Möglichkeit, die Weichen für die Zukunft zu stellen.“

Die Aufholjagd MIT der Klimakrise hat begonnen

Nach diesem motivierten Auftakt folgte die Rede von Leonore Gewessler, Klimaministerin, in der sie deutlich machte: „Die Klimakrise ist ohne Zweifel bei all diesen Krisen die Größte, jedenfalls eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Wir haben im Klimaschutz drei Jahrzehnte in Österreich sehr viel Stillstand gehabt. Und deswegen haben wir in den letzten drei Jahren eine wirkliche Aufholjagd gestartet. Die Emissionen, die in den letzten 30 Jahren gestiegen sind, die sinken erstmals. Warum? Weil man Maßnahmen gesetzt hat, die wirken. Wir sind in den letzten zwei Jahren den halben Weg zum Klimaziel 2030 gekommen. Die Maßnahmen, die man gesetzt hat, sind der halbe Weg, und wir haben seither weitergemacht. Und wir werden weitermachen. Und es kann gelingen. Und es wird gelingen, denn genau dafür sind die Grünen da.“

Das grüne Wien – EIN GUTES LEBEN FÜR ALLE

Stadträtin und grüne Parteivorsitzende Judith Pühringer erklärt in ihrer Rede: „Die grüne Antwort ist eigentlich immer, dass es um ein gutes Leben für alle in der Stadt geht. Ich denke es ist wichtig, bei der Planung der Stadt die Perspektive der Frauen einzunehmen und Frauen ernst zu nehmen, denn diese ist eine zukunftsgerechte, eine klimasoziale Stadt. Wenn man dazu noch die Perspektive der Kinder einnimmt, sieht man auch, dass das Perspektiven sind, die uns eine Vision für Wien ermöglichen, die gut und wichtig für uns alle ist. Es geht immer um Grünflächen, es geht immer um sichere Rad- und Fußgänger:innenwege, um Infrastruktur. Es geht immer auch um die kurzen Wege im Grätzel. Und es geht um sichere Freiräume. Ich bin überzeugt davon, dass die Sicht der Frauen und die Sicht der Kinder für uns in Wirklichkeit ganz konkrete Handlungsanweisungen sind, wie wir die Stadt der Zukunft gestalten können. Ich wünsche mir weiter mit so großer Hartnäckigkeit, mit so viel Mut und mit so viel Vision weiterzumachen.“

Beispiele aus Währing – Grüne Bezirkspolitik zum Anfassen

Silvia Nossek, Bezirksvorsteherin von Währing seit 2015, zeigte  in ihrer inspirierenden Rede anhand von Beispielen in Währing deutlich auf, wie man einen Bezirk grüner und fit für die Zukunft gestalten kann.

Ihre Message: „Mit unserer Arbeit im Bezirk zeigen wir, dass es grüne Politik ernst meint, dass man Menschen auf diesem Weg mitnimmt, dass man erlebbar macht, wie nachhaltiges Leben möglich wird. Wir machen deutlich, dass wir gemeinsam die Verantwortung für die Zukunft haben, und das heißt, den Bezirk gemeinsam für die Zukunft zu gestalten. An manchen Punkten muss man sich klar entscheiden: Will ich den Baum oder will ich das Auto da stehen haben? Diese Entscheidung muss man treffen. Wir haben in Währing die Prioritäten klar entschieden. Oberste Priorität ist sicheres Gehen und Radfahren. Und Grünflächen, neue Bäume und das Überleben der bestehenden. Wir werden das Klima nicht allein in Währing retten, aber es ist unsere Verantwortung, dass wir unseren Beitrag leisten.“

Von den vielen erfolgreichen Beispielen aus der Rede von Silvia Nossek, hier noch drei Beispiele aus Währing:

GRÜNER ERFOLG: Schulvorplatz Schulgasse

Seit Jahren wünschten sich Eltern und Schüler:innen einen autofreien Schulvorplatz vor der VS Schulgasse. Es kam immer wieder zu gefährlichen Situationen zu Schulbeginn und -Ende aufgrund der beengten Situation. Außerdem verfügt die Schule nur über einen kleinen Schulhof.

Dieser neue Schulvorplatz wurde unter der grünen Bezirksvorstehung mit Beteiligung der Bürger.innen umgesetzt: nun ist die Schule mit einem Platz mit dem Schubertpark verbunden. Es gibt ausreichend Platz für wartende Eltern und Kinder. Außerdem kann der Bereich im Park für Outdoor-Klassen verwendet werden.

GRÜNER ERFOLG: Radweg Pötzleindorferstraße

Verbesserungen für Radfahrer:innen: der neue Radweg auf der Pötzleinsdorfer Straße. Statt gefährliches Fahren auf dem Gleiskörper gibt es nun einen familienfreundlichen Rad- und Fußweg.

GRÜNER ERFOLG: Johann-Nepomuk-Vogel-Platz

Aus dem im Kreuzgassen-Viertel befindlichen Platz mit wenig Aufenthaltsqualität und Platz wurde durch eine partizipative Umgestaltung ein neuer, lokaler Freiraum für jung und alt mit mehr Bäumen und Wasserspiel zur Abkühlung.

DIE DETAILERGEBNISSE DER WORKSHOPS

Workshop: JUGEND

Eine sehr aktive Gruppe von jungen Alsergrunder:innen sammelte zunächst die Probleme und Herausforderungen im Bezirk. Maßgeblich waren dabei die gefährlichen Radwege (derzeit „Highways to hell“) und das Thema Hitze(inseln) auf allen großen Straßen im Bezirk.

Ebenfalls problematisch sind für die jungen Teilnehmer:innen die vertrocknenden Bäume aufgrund der Hitze sowie ineffiziente Ampeln und schlecht geregelte Kreuzungen, fehlende Toiletten am Donaukanal und zu wenige Möglichkeiten zum Chillen ohne Konsumzwang und für Sport. Insgesamt gab es den Wunsch nach mehr geplanter Anpassung an den Klimawandel („per design not by disaster“)

Zahlreiche kreative Ideen und Lösungsvorschläge sprudelten anschließend in der Arbeitsgruppe:

  • Den Alserbach freilegen und an die Oberfläche bringen, ein Schwimmbad am Donaukanal, den öffentlichen Raum sozial und grün gestalten zum Beispiel mit konsumfreien Zonen oder der Begrünung der Bim-Gleise. Statt PKW-Parkplätze sollen Freizeitmöglichkeiten und soziale Plätze mit Bäumen und Grünflächen geschaffen werden.
  • Weitere Vorschläge waren breitere Gehsteige, damit ‚Händchen halten am Gehsteig‘ möglich wird, die Öffnung aller Einbahnen für Radfahrende, Ampelschaltungen für Menschen zu Fuß und mehr Rücksicht auf Ältere, Geheingeschränkte und Rollstuhlfahrer:innen.
  • Mehr Toiletten und Wasserstellen, Mehr Bänke und Aufenthaltsmöglichkeiten im öffentlichen Raum, mehr Tische und Bänke z.B. am Donaukanal.
  • Eine gute Nahversorgung, bei der alles mit dem Fahrrad erreichbar ist. Ein Versammlungsraum für Initiativen, Kulturveranstaltungen und Grätzlaktivitäten.
  • Eine Aufwertung des Donaukanals, als öffentlicher Kultur-Raum mit abwechselnd Natur und Chill-Zonen mit Toiletten.
Die Workshops am Zukunftskongress waren ein voller Erfolg.

WORKSHOP: Grünraum-Freiraum

In der zweiten Workshop Gruppe wurden einige vielversprechende Ideen diskutiert, wie man am Alsergrund mehr Grünflächen schaffen kann. Konkrete Vorschläge waren hier mehr Grünstreifen und Bäume anstatt Parkstreifen, eine schönere Gestaltung des Ufers des Donaukanals inkl. Möglichkeiten zum Schwimmen, bei den Grünraum Verbindungen die Barrieren entfernen (wie zum Beispiel den Zaun an der Rossauer Lände).

Weiters gewünscht sind mehr Gemeinschaftsgärten, mehr Abstellplätze für Lastenfahrräder, Fassadenbegrünung, eine Grün-Oase in der Kolingasse, eine Begegnungszone in der Garnisongasse sowie geeignete Plätze für Tiny Forests zu finden. Auch für Groß und Klein soll mehr Platz geschaffen werden wie zum Beispiel mit Spiel und Bewegungsplätzen (z.B Schlickpark), breiteren Gehwegen, sichere Schulvorplätzen und ein Fußweg im Grünen von der Lände bis zur Nußdorfer Straße.

Workshop: Kultur und Freizeit

Im Workshop zum Thema drehte sich alles um das Zurückholen des öffentlichen Raumes, um Wasser und Baden in der Stadt und niederschwelliges Kulturangebot.

Die Ideen reichten von mehr Urban Gardening, Kultur im Parklet und Mini-Amphitheater, Urlaub im Grätzl, eine Bademöglichkeit am Donaukanal und eine ‚Fair‘-teilung des Kulturangebotes, das möglichst niederschwellig sein soll.

WORKSHOP: Nahversorgung und Grätzlwirtschaft

In diesem Workshop überlegten die Teilnehmer:innen, wie kleine Geschäfte im Grätzl mehr unterstützt werden können und was es braucht für eine funktionierende Grätzlwirtschaft.

Die Ideen reichten von leerstehenden Lokale für Food-Coops und andere Initiativen zu nützen, Grätzlfahrräder zu fördern, ein Reparaturzentrum im Bezirk und der Förderung von Shared-Office Räumen, sowie die Begrünung von Fassaden und Geschäftslokalen. Die Belebung der Erdgeschoss-Zonen durch Büros, Arztpraxen oder Kulturinitiativen tragen ebenfalls zu einer Belebung des Grätzls bei.

Explizit wurde auch die Rossauer Lände genannt, die einer Umgestaltung und Belebung bedarf.

Beim Zukunftskongress waren Klein und Groß mit dabei.

Workshop: Mobilität

Im Workshop Mobilität zeigte sich aufgrund des regen Interesses und den zahlreichen Beiträgen, dass es hohen Bedarf an Verbesserung im Bezirk braucht.

Problematisch wurden die zahlreichen Mehrzweckstreifen aufgrund der Dooring Gefahr im Bezirk und der viel zu schnell durchfahrenden PKW gesehen. Die Reduktion des Durchzugsverkehrs ist für viele brennendes Thema, da die Lebensqualität leidet aufgrund von zu viel Beton, zu wenig Grün und Platz für Menschen.

Ideen zur Verbesserung waren Maßnahmen zur Verringerung des Verkehrs wie ein LKW-Verbot, die Ampelschaltungen für Fußgänger:innen freundlicher zu gestalten, Tempo 30 auch baulich sicher zu stellen, alle Einbahnen für Radfahrer:innen zu öffnen (Hahngasse!), Stationsbereiche rund um die Öffis sicherer und attraktiver zu gestalten.

Die ‚Verkehrshölle‘ rund um den Gürtel, Nussdorfer Straße und Alserbachstraße sollten ebenfalls verkehrsberuhigt werden durch Begegnungszonen und eine bessere Durchgängigkeit der Wege zu Fuß und am Rad.

Außerdem gab es auch einen großen Wunsch nach Radabstelllösungen mit versperrbaren Radboxen und überdachten Radabstellplätzen.

Eine sichere Radinfrastruktur mit getrennten Radwegen und Radschnellrouten wird ebenfalls gewünscht.                                            

Die Möglichkeit Parkplätze in Gemeinschaftsbereiche umzuwandeln und Autoabstellplätze auch für Menschen nutzbar machen war eine weitere Idee.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für ihre engagierte Mitarbeit in den Workshops.

WORKSHOP: Zusammenleben

Beim Thema Zusammenleben nannten die Teilnehmer:innen die Vereinsamung als eines der größten Probleme. Dazu entstanden Fragen wie, wo kann nachbarschaftlicher Austausch stattfinden, wen kann man ansprechen, wenn jemandem im Bezirk etwas stört, und wo können Plätze zum Sprechen geschaffen werden.

Ebenfalls problematisch sahen die teilnehmenden Alsergrunder:innen die Verteilung der Gelder im Bezirk, den Umgang mit dem Kirchenplatz in der Servitengasse , den zu wenigen Platz für Kinder, die Obdachlosigkeit und den Umgang mit Suchtkranken und die Entwicklung der Mietpreise sowie das Kurzzeitwohnen.

Im Laufe des Workshops wurden Lösungsvorschläge entwickelt wie zum Beispiel ein Grätzlzentrum zur Begegnung, Begegnungsplätze in jeder Straße, dafür soll die Hälfte vom Asphalt weichen, stattdessen Grünflächen mit Tischen und Bänken geschaffen werden. Es sollen Sprechstunden der Bezirksrät:innen im öffentlichen Raum angeboten werden, aber auch ein Speakers Corner am Alsergrund.

Weitere Vorschläge waren sichere Arbeitsplätze im Bezirk anstatt Firmen auszulagern, das Bürger:innen Budget und die Investitionen des Bezirks transparent machen, Car-Sharing um die PKW Anzahl im Bezirk zu verringern sowie Parkgaragen.