Radfahren am Alsergrund – Radfahren im Rückwärtsgang?

Raphael Höbart – Die Sommer- und Baustellensaison neigt sich schon langsam dem Ende zu und wir könnten die vielen positiven Veränderungen für den Radverkehr im Neunten bewundern. Doch leider gibt’s nur kosmetische Anpassungen, große Würfe sind aber weit und breit nicht zu sehen. Dabei gäbe es so viel zu tun!

Die Ausgangslage könnte besser nicht sein: ein zentraler Bezirk mit nur moderaten Steigungen – perfekt also, um aufs Rad zu steigen und das Auto stehen zu lassen. Wäre da nicht das Problem, dass die Radrouten am Alsergrund mitunter zu den gefährlichsten Wiens zählen.

Doch anstatt ambitionierte Projekte zu initiieren und einen Gang zuzulegen herrscht am Alsergrund Stillstand! Oftmals wird dann noch dazu auf den Rückwärtsgang geschaltet: In der Lazarettgasse wurde für Baucontainer der Mehrzweckstreifen verschwenkt, dass Radler:innen kaum noch Platz für sicheres Fahren bleibt.  Auch der Bereich der U-Bahn-Baustelle Frankhplatz ist radverkehrstechnisch ein satter Spießrutenlauf. Muss das sein? Mit einer guten und ausgewogenen Verkehrs- und Baustellensplanung ließen sich solche Situationen vermeiden. Das Interesse und den Einsatz hierfür vermisst man bei der SP-Bezirksvorstehung vollständig.

Das jüngste Beispiel der versäumten Chance in der Liechtensteinstraße, führt vor Augen wie die SP-Bezirksvorstehung sich weiterhin weigert, in Sachen Mobilität im 21. Jahrhundert anzukommen. Moderne und zukunftsfitte Mobilität benötigt sichere Infrastruktur für Radfahrende – doch selbst bei einer bevorstehenden Baustelle wird die Möglichkeit nicht genutzt, nachhaltig sichere Radwege zu schaffen. Mehr dazu gibt es hier zum nachlesen.

Die Radinfrastruktur in der Liechtensteinstraße hätte im Zuge der Bauarbeiten verbessert werden können, unser Antrag wurde leider abgelehnt.

Für die Mobilität von morgen planen

Der Radverkehr in Wien nimmt zusätzlich zu. Jedes Jahr werden an den Zählstellen der Stadt neue Rekorde aufgestellt. Doch die Infrastruktur hinkt da hinterher. Es fehlen Radbügel, Bike-Boxen und überhaupt Radfahranlagen an allen Ecken und Enden des Bezirks. Teilweise kommt es schon zu Stausituationen an stark befahrenen Routen. Bei stauenden Autos schrillen in Wien schnell die Alarmglocken, doch bei Radler:innen werden die Augen verschlossen. Dass die SP den Wandel in der Mobilität derartig ignoriert, wird uns leider allen irgendwann auf den Kopf fallen. Es braucht heute schon die Pläne für die Infrastruktur von morgen!

Der 9. Bezirk mit seiner zentralen Lage hat nicht nur für die eigenen Bewohner:innen gute Infrastruktur bereitzustellen – wir haben hier auch die große Verantwortung, für die Radler:innen aus den angrenzenden Außenbezirken sichere Verbindungen in die Stadt zu schaffen. Weder auf der Währingerstraße, noch auf der Nussdorfer, der Liechtenstein- oder der Alserstraße gibt es akzeptable Radfahranlagen.  Als Familie mit Kindern gibt es keine sichere Fahrt in die Stadt und wieder nach Hause. Die SP-Bezirksvorstehung hat auch hier kein Interesse diese Verantwortung wahrzunehmen und wehrt sich sogar gegen kleinste Verbesserungsvorschläge, unter anderem von gefährlichen Stellen am Gürtel. Auch Private und Lieferdienste mit Lastenrädern haben es am Alsergrund schwer durchzukommen: zu wenig Platz zum Fahren und keine Abstellmöglichkeiten schaffen keine guten Voraussetzungen für klimafreundlichen Gütertransport.

GUTE RADINFRASTRUKTUR ALS MEHRWERT FÜR ALLE

In der Spitalgasse bleibt die Situation für Radfahrende weiterhin gefährlich. Trotz Hauptradroute fehlt hier ein sicherer Fahrradweg.

Wir Grünen Alsergrund haben bereits unzählige Anträge für eine Verbesserung der Radfahrsituation im Bezirk eingebracht. Die SP-Bezirksvorstehung spricht zwar gerne über den Ausbau der Radinfrastruktur, abgesehen vom Aufstellen von Radbügeln wurden allerdings die letzten Jahre keine maßgeblichen Verbesserungen umgesetzt. Dabei würde eine gute Radfahrinfrastruktur einen Mehrwert für alle bedeuten. Die Radler:innen hätten sichere Wege und diese klimafreundliche Fortbewegungsweise würde weiter attraktiviert werden. Autofahrer:innen würden durch baulich getrennte Radwege ebenfalls entlastet werden. Ein win-win für alle.

Wir sind überzeugt, dass es definitiv Zeit ist für einen Umbau des Bezirkes mit mehr Platz für Menschen zu Fuß und am Rad! Um unser Engagement für sichere Radwege zu verstärken, starten wir am 28.11. eine Aktionsgruppe Mobilität Dafür holen wir uns auch gerne Unterstützung von dir!

Alle, die bezüglich Radfahren und aktiver Mobilität am Alsergrund etwas verändern wollen, sind herzlich eingeladen in unserer Aktionsgruppe mitzutun. Schreib uns deine Ideen an alsergrund@gruene.at oder komm zum Treffen der neuen Aktionsgruppe Mobilität am 28. November. Wir freuen uns auf deinen Beitrag!