Der Unterschied zwischen versuchter und richtiger Inklusion
In der Jänner Ausgabe der Bezirkszeitung und auf W24 rühmt sich die Bezirksvorsteherin Saya Ahmad mit dem Aufstellen einer inklusiven Wippe im Liechtensteinpark und damit das sichere Spielen für wirklich alle Kinder zu ermöglichen. Sie meint: „Mit dieser inklusiven Wippe zeigen wir, dass Inklusion keine leere Floskel ist.“ Allerdings ist es das Gegenteil, wie ich hier ausführen möchte:
Inklusion bedeutet, dass keine Person ausgeschlossen wird. Jeder Mensch wird in seiner Individualität akzeptiert und kann gleichberechtigt, selbstbestimmt und in vollem Umfang an der Gesellschaft teilhaben und teilnehmen – ganz unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religionszugehörigkeit, Bildung oder psychischen und/oder physischen Einschränkungen.
Inklusive Spielgeräte müssen barrierefrei sein und für Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten zugänglich und nutzbar sein. Der Fokus liegt darauf, eine Umgebung zu schaffen, in der alle Kinder gemeinsam spielen und interagieren können.
Die neue Wippe im Liechtensteinpark erfüllt diese Kriterien nicht. Sie ist ganz am Ende des Parks aufgestellt, beim Eingang, der nicht barrierefrei ist. Sie steht inmitten von Rindenmulch, über den man zum Beispiel mit einem Rollstuhl schwer fahren kann und die Gefahr besteht stecken zu bleiben. Das große Netz auf der Wippe anstatt einer gewöhnlichen Sitzauflage, welches „ein sicheres Wippen für alle Kids“ ermöglichen soll, bedeutet das genaue Gegenteil: Es ist eine große Gefahrenquelle, denn wenn man ein Kind mit einer körperlichen Beeinträchtigung hinüberhebt, hat es keine Möglichkeit sich anzulehnen. Wenn das Kind die Füße nicht bewegen kann, können diese durch die Löcher im Netz rutschen, bzw. kann das gespannte Netz die Haut am Rücken und am Gesäß aufreiben und Verletzungen verursachen.
Insgesamt ist das neue Spielgerät generell zu groß und zu schwer, sodass es nur von mehreren Kindern gemeinsam benutzt werden kann, oder nur mit Unterstützung von Begleitpersonen. Besonders für Kleinkinder ist die Wippe in der Praxis kaum nutzbar, entweder sie stehen am Boden, um sich abzudrücken, oder sie sitzen im Netz und können die Wippe ohne Hilfe nicht in Bewegung setzen. Die alte Wippe an diesem Standort, die nun ersetzt wurde, konnte zumindest von zwei Kindern ohne körperliche Einschränkungen selbstständig genutzt werden.
Zusammengefasst: Es gibt eine schöne neue Wippe im Liechtensteinpark, welche Kindern ohne eine Einschränkung viel Freude bereitet. Von „Inklusiv“ kann man hier jedoch nicht sprechen, denn Kinder mit einer körperlichen Einschränkung sind hier erneut ausgeschlossen.
Ich bin selbst seit mittlerweile 24 Jahren durch einen Unfall querschnittgelähmt und im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen. In meiner Funktion als Bezirksrätin möchte ich mich dafür einsetzen, dass Inklusion wirklich richtig und sinnvoll durchgesetzt wird und Mobilität für alle Menschen im Bezirk ermöglichen.
Meiner Expertise nach wäre zum Beispiel ein inklusives Karussell, wo Kinder mit einem Rollstuhl hinauffahren können und gemeinsam mit Kindern ohne Einschränkung spielen können. Weitere sinnvolle inklusive Spielgeräte wären: Memoryspiel als Bodenmontage, eine Malwand als Wandmontage oder Spieltürme mit Rampen. Genau diese Vorschläge habe ich im letzten Umweltausschuss eingebracht und es werden nun tatsächlich Kostenvoranschläge dafür eingeholt. Das heißt es besteht die Möglichkeit, dass es bald tatsächlich inklusive Spielgeräte geben wird. Ich und meine Kolleginnen und Kollegen von den Grünen werden uns auf jeden Fall weiterhin dafür einsetzen.
Die Bezirksvorsteherin spricht bei neuen Projekten immer wieder von Barrierefreiheit und Inklusion. Was durchaus positiv und wünschenswert ist. Allerdings muss man das dann auch wirklich ernst nehmen und möglichst viele Aspekte berücksichtigen. Betroffene sollten schon in der Planung miteinbezogen werden, denn es zeigt sich immer wieder das es einen Unterschied gibt zwischen dem was Nicht-Betroffene als barrierefrei und Inklusion sehen und was für Betroffene tatsächlich inklusiv und barrierefrei ist. Ansonsten bleibt Inklusion, wie bei der Wippe, eine leere Floskel und wird nicht wirklich ernst genommen.